35 Jahre Monokel – Speiche 65: Das Jubiläumskonzert
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Deine Kundenmeinung zu:Butter & Beton - 35 Jahre Monokel, Speiche 65 - Live im Kesselhaus

Artikelbeschreibung

Da war kein Durchkommen mehr an diesem Donnerstag, dem 27.Oktober 2011, im Berliner Kesselhaus. Lederjacken, hohe Schuhe und das Haar glänzend grau, wurde dem Kraftblus gefrönt und das ehrwürdige Gemäuer in leichtes Wanken gebracht. Das Jubiläum von Monokel und Speiche war live zu erleben, und nun auf diesem Album, welches Anfang Dezember 2011 erscheint, auch nachzuhören.
Da lohnt schon ein persönlicher Rückblick.


Hier von Michael Rauhut:
Der erste Schrei
Die Musik habe ich nur noch dunkel im Ohr. Wahrscheinlich coverte die Band, die nach eigenem Bekunden den Blues mit dem Dampfhammer spielte, Canned Heat und die Allman Brothers und zog Szenehits wie „Das Lumpenlied“ oder „Bye bye, Lübben City“ aus den Saiten. Sägende Gitarren, ein Alphatier am Mikrofon, und Speiche riss den stoischen Bass. Mehr gibt die Erinnerung nicht her, das Tape ist gelöscht. Aber das Gefühl der Euphorie, das mich übermannte, werde ich nie vergessen. Damals, an jenem Sonntag im Jahr 1981. Monokel feierten ihren fünften Geburtstag – deftig, bierselig, laut. Weil ihnen die Hüter von Anstand und guter Sitte auf den Fersen waren, zogen sie sich in die dörfliche Diaspora zurück. Nach Werben, einer 1500-Seelen-Gemeinde, unweit von Cottbus. Die Legende besagt, dass sich in den rustikalen Dorfsaal, der mit polizeilichem Segen exakt 423 Personen fassen durfte, weit über tausend Freaks zwängten. Es war chaotisch und doch genial, der totale Kontrast zum Mief aus Schrankwand und sozialistischer Brigade. An diesem Tag wurde der Schalter umgelegt, bog meine Biografie in die entscheidende Richtung. Wer weiß, wie sich die Dinge sonst entwickelt hätten…
Monokel waren ein Fixstern für die Jeans-und-Parka-Fraktion, die Tramper, Langhaarigen, Unangepassten. Ihre Bühne besaß keinen Backstage-Bereich, man konnte mit ihnen am Tresen die Welt neu sortieren. Die Horizonte ähnelten sich, nur verfügten die Musiker über die magischen Medien einer zusammenschweißenden, tief unter die Haut gehenden Kommunikation. Wenn sie die Verstärker einschalteten, spürte das Publikum den Befreiungsschlag. Dann flossen Energieströme, die keiner messen konnte. Monokel-Konzerte waren mehr als die Summe aus Show, Sound und Rhythmus – sie waren ein Appell ans Leben. Klingt pathetisch, ist aber wahr. Ihre Songs waren rau und zärtlich zugleich, sie träumten vom Fliegen, sangen über zerschossene Lebern und zogen dem Spießer die Hosen runter. Manchmal torkelten wir die nächtliche Straße entlang und grölten: „Ich schrei, weil ich lebe!“ Besser konnte man es nicht in Worte fassen.
Als die Mauer fiel, brachen turbulente Zeiten an. Musiker kamen und gingen, es wurde um Geld und Namensrechte gestritten. Heute existieren zwei Versionen von Monokel, die jeweils auf ihre Art die Fahne hochhalten. Der Fan sieht den Split mit gemischten Gefühlen. Er geht zu beiden Bands und holt sich aus jeder Variante das Seine heraus, hat aber auch die Illusion der großen Familie begraben. Viele halten Speiche für die Inkarnation der Monokelschen Idee: ein Fels in der Brandung, stolz und doch weich, zu warmer Weisheit gereift; der schöne Mann, der auch mit 65 Jahren noch eine amtliche Matte trägt. Vielleicht sind das lediglich Projektionen. Doch glücklich, wer zu ihnen fähig ist. Denn wo andere nur graues Haar und feiste Gitarren erkennen, sieht er, der Eingeweihte, den Kern. Er ist in gewisser Weise privilegiert, weil mit dem Resonanzboden für einen Klangkosmos ausgestattet, der dem Rest verschlossen bleibt.
Am 27. Oktober 2011 baten Speiche, Zuppe & Co. zur doppelten Geburtstagsparty. Es war ein rauschendes Fest, mit vielen Gästen, Gänsehaut, einem guten Blick zurück – und nach vorn.
(Michael Rauhut)


Besetzung Band: Monokel
Heinz Glass - guitars, voc (g: T.2-15, ld-voc: T.10)
J.J. Bailey - guitars, voc (g: T.2-15, ld-voc: T.11)
Bernd "Zuppe" Buchholz - voc, harm (T.2-9)
Jörg "Speiche" Schütze - bass guitar (T.2-15)
Olli Becker - drums, voc (T.2-15)
Friends:
Boddi Bodag - keys, voc (T.2-15)
Tina Powileit – dr, perc (T.5+6)
Wille Borchert – guitar (T.2-15)
Pad Schneider - guitar, voc (T.13-15)
Sören Birke – harm, jew-harp (T.2,3,6,9,10,11)
Reinhard Schmid – sax (T. 10-15)
Special guest:
Achim Mentzel – voc (T.13-15)
Moderation:
Michael Rauhut & Denise Schmidt

Titelliste
  1. 1. Der Kindertraum (Monokel, Bernd Kühnert)
  2. 2. Bye Bye Lübben City (Monokel, Rainer Lojewski)
  3. 3. Amboss oder Hammer (Monokel, Klaus Bölter)
  4. 4. Drums ( Olli Becker & Tina Powileit)
  5. 5. Boogie Mobil (Monokel, Bernd Kühnert)
  6. 6. Das Landei (Monokel, Monokel)
  1. 7. Oma Krüger (Monokel, Bernd Kühnert)
  2. 8. Schwarze Marie (Monokel, Werner Karma)
  3. 9. Der Schreier (Monokel / Frank Gahler)
  4. 10. Tell Me (Heinz Glass)
  5. 11. You Talk Too Much (George Thorogood)
  6. 12. Achim Mentzel – Lucille (Little Richard)
Buschfunk
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