Vom sozialistischen Singeklub zum subversiven Songschreiber

Wer sagt, das kann nicht sein (Songs 1969 - 1975)

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Medium CD
Künstler / Autor Gerulf Pannach
Veröffentlichung 27.11.2020
Teaser / Slogan Vom sozialistischen Singeklub zum subversiven Songschreiber
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Artikelbeschreibung

Aus nachfolgenden Aufnahmen und Mitschnitten:
Titel 1 Mitschnitt aus einer öffentlichen Veranstaltung der III. Werkstattwoche der FDJ-Singeklubs „Liebes- und Scherzlieder“ am 9. Juli 1969 im „Schlüterhof“, Berlin Titel 2 „Zentraler Singeklub Leipzig“ Probenraumaufnahme 1970 Titel 3 aufgenommen 1974 in Leipzig von Michael Awischus Titel 4 bis 9: aus einem RENFT-Konzert 1972 Titel 10 bis 16: aus einem RENFT-Konzert im RAW Delitzsch, Februar 1975 Titel 17 und 18: bei KUNO zu Hause aufgenommen im November 1975


Aus Programmkatalog 2020/21: Im Booklet geblättert - Kuno über Duo-Partner Gerulf Pannach, Bandchefs und Bandmaschinen, Könige und (Nicht-) Kaisergeburtssänger
Wir hatten vorab die Gelegenheit, in den ersten Textentwurf von Christian „KUNO“ Kunert für das Booklet der CD „Wer sagt, das kann nicht sein“ mit Songs von Pannach zu lesen. Darin beklagte Kuno, dass ausgerechnet der enorm wichtige Song „Die Lehre von Bernd Rolle“ nicht in den Archiven (staatlichen, privaten, bundesdeutschen, geheimdienstlichen) aufzufinden sei. Dann tauchte urplötzlich in Chemnitz noch ein Band und der Song aus einem Solo-Konzert 1974 an der Uni Karl-Marx-Stadt auf.


Hier spricht also KUNO, auch mit einer gewissen inneren Freude:
„Wer sagt, das kann nicht sein Weils nicht sein darf? (aus „Die Lehre des Bernd Rolle“)


Einst geschah solches: Ein König kriegt Wind von einem Troubadour, der mit spöttischen Weisen durchs Land zieht. Er schickt seinen besten Späher aus, die Angelegenheit zu prüfen. Das sei ja ein ganz ungehobelter Bursche, dieser Jüngling, berichtet der Späher. Sein Gesang gleiche dem eines Kolkraben und sein Lautenspiel sei ohne Gnade. „Aber das Volk lacht, und die Herzen fliegen Ihm zu.
„Spottet er über seinen König?“
„Nicht genug, Majestät, er spottet über alle Obrigkeit.“
Der König geht kurz in sich, dann lässt er dem Troubadour ausrichten, dass er ab sofort nicht mehr zu singen, ansonsten er sein Leben verwirkt habe.
Der Troubadour singt einen Tag nicht, vielleicht auch zwei. Dann legt er wieder los.


Da platzt dem König der erlauchte Kragen. Er lässt den Troubadour in Ketten legen und, nach einer angemessenen Zeit des Schmachtens, in einen anderen Teil der Welt bringen, wo er singen kann, wie und was er will, wo ihn aber keiner versteht.


Geraume Zeit später, in einem verschwundenen Land, nimmt ein junger Troubadour namens Gerulf Pannach nimmt ein Band mit eigenen Songs auf, um es einer Plattenfirma anzubieten. Mit besagtem Land hatte es zu dieser Zeit aber eine Besonderheit: Etwa tausend politische Witze gab es da, dreimal so viel politische Gefangene, hundertmal so viel politische Polizei, aber nur eine Plattenfirma. Diese eine Plattenfirma hatte auch etwas Besonderes: Sie gehörte dem Volk, quasi jedem und keinem, was sie nicht als Bürde sondern als Ehre, ja als Verpflichtung empfand und stolz in ihrem Logo verkündete: „Volkseigener Betrieb Deutsche Schallplatten“.


Beim Umgang mit Gerulfs Band unterlief ihr allerdings eine kleine Unregelmäßigkeit. Nein, sie warf es nicht versehentlich in den Müll. Auch veröffentlichte sie es nicht aus Versehen. Sie schickte es aber auch nicht, wie es Usus war, mit dem Ausdruck des Bedauerns und besten Wünschen für den weiteren Werdegang an den Künstler zurück. Ganz anders: Sie ließ ihren Eigentümer, das Volk, außen vor und reichte das Band über dessen Köpfe hinweg an die Regierung weiter, die es wiederum der politischen Polizei übergab. Spätestens hier beginnen sich die beiden Geschichten zu ähneln.


Das Band verschwand leider wie das Land, in dem es entstand. Schade. Gerulf indes hatte die Angewohnheit, seine Songs öffentlich vorzutragen, auch wenn man ihm die Auftrittserlaubnis entzogen hatte. Sogar Texte seines verbotenen Sänger-Freundes Biermann gab er bisweilen zum Besten, unter anderem bei Konzerten einer damals recht gut bekannten Beat-Band namens Klaus-Renft-Combo. Dem Umstand, dass dabei öfter mal mitgeschnitten wurde, verdanken wir große Teile der vorliegenden CD.


Für Gerulf bedeutete es später, dass seine Songs auch ohne ihn selbst präsent waren, dass sie im Westradio liefen, während er nichts ahnend auf dem Schemel seiner Hohenschönhausener Zelle aus einer Plastikschüssel Krautsuppe löffelte. Die Songs waren ihm quasi vorausgeeilt. Sie waren eher im Exil als ihr Sänger.“


Gesamtzeit: ca. 67:30 min


Titel 1: Mitschnitt aus einer öffentlichen Veranstaltung der III. Werkstattwoche der FDJ-Singeklubs am 9. Juli 1969 im „Schlüterhof“, Berlin
Titel 2: „Zentraler Singeklub Leipzig“ Probenraumaufnahme 1970
Titel 3 aufgenommen 1974 in Leipzig von Michael Awischus
Titel 4 bis 12: aus einem Konzert vom 26.02.1974 im Hörsaal 104 der TH Karl-Marx-Stadt
Titel 13 bis 19: aus einem RENFT-Konzert im RAW Delitzsch, Februar 1975
Titel 20: bei KUNO zu Hause aufgenommen im November 1975

Titelliste
  1. 1. Fuhrmann und Fährmann (mit Singeklub Leipzig) (Volkslied) 1:54
  2. 2. Song vom Kapital 2:58
  3. 3. Friedenslied (nach Peace Train) Cat Stevens, dt. T: Pannach 3:05
  4. 4. Dein Weg bleibt dein Weg 2:29
  5. 5. Die Lehre des B. Rolle 5:11
  6. 6. Chanson auf Louise 1:44
  7. 7. Lied für meine Frau Amie 2:56
  8. 8. Der junge Mann von Nebenan (Theobald) 4:10
  9. 9. Das Lied vom Kollegen 2:27
  10. 10. Spießer Georges Brassens, dt. T: Biermann 2:49
  1. 11. Kämpfer M: Pannach, T: Kurt Bartsch 0:21
  2. 12. Hoffentlich 2:58
  3. 13. Sozialistischer Biedermeier M: Pannach, T: Kurt Bartsch 1:43
  4. 14. In der neuen Gasse zu Jena M: trad., T: Jürgen Fuchs 1:34
  5. 15. Commandante Che Guevara M : Carlos Puebla, T: Wolf Biermann 3:24
  6. 16. In der Leipziger Straßenbahn 3:52
  7. 17. Plauderei zum 1. Mai 3:35
  8. 18. Lied vom FDJ-Funktionär 5:07
  9. 19. Überholen ohne einzuholen 3:56
  10. 20. Leibzscher Messe 3:47
Buschfunk
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