Medium | 2CD |
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Künstler / Autor | Pankow |
Veröffentlichung | 21.11.2016 |
Teaser / Slogan | PANKOW Live 2017! Ohrenfreundlich als Live-Konzert wie 2-CD- Produktion |
Artikelbeschreibung
„Aufruhr in den Augen“ hatte 1988 Pankow, die Angst stand dabei auch den Funktionären im Gesicht. Nun steht eine akustische Auferstehung augenscheinlich und ohrenfreundlich als Live-Konzert wie CD-Produktion an, die auf der CD 2 eine Art "Best of" der Band hammermäßig parat hält.
Unverhofftes Wiederhören Von Christoph Dieckmann:
Pankow ohne Strom! Was kann das werden? Im November 2016 besucht meine liebste Heimatband den Berliner "Frannz"-Club, um ein epochales Album kammermusikalisch aufzuführen. 1988 intonierte "Aufruhr in den Augen" Agonie und Ungeduld der späten DDR: "Dasselbe Land zu lange gesehn, dieselbe Sprache zu lange gehört, zu lange gewartet, zu lange gehofft, zu lange die alten Männer verehrt. Ich bin rumgerannt, ich bin rumgerannt, zuviel rumgerannt, ist doch nichts passiert." Aus meiner Plattenrezension im "Sonntag" wurde dieses Zitat gestrichen. Die jugendliche Spannkraft des greisen Politbüros war noch Staatsdoktrin. Und nun nahen Pankows immergrüne Helden, verstärkt um Bodi Bodag. Jubel! Auf der Bühne Nervosität. Andre Herzberg singt im Sitzen und verschluckt den halben Anfangsvers des Titelsongs. Dann "Einsam", im Original ein Fetzer über Onanie bei der Nationalen Volksarmee. In der entwaffneten Version kopulieren, scheint es, Randy Newman und Gunter Gabriel. Aber dann geht’s richtig los. Rotz und Charme der Songs sind, leicht melancholisiert, erhalten. Im zweiten Teil der Show gibt´s auch wieder Saft für Jürgen Ehles unentbehrliche Stromgitarre, dazu aktuälteste Klassiker und neuere Klassesongs. "Ich glaub, es gibt das Glück" - welche Berliner Kunst hätte jemals so viel Herzlichkeit gewagt! "Unverhofftes Wiedersehen" heißt eine berühmte Kalendergeschichte von Johann Peter Hebel. Acht Tage vor seiner Hochzeit verunglückt der Bräutigam, ein schwedischer Bergmann. Nach einem halben Jahrhundert wird er 1809 geborgen - äußerlich unversehrt, konserviert in Eisenvitriol. Doch die Welt ist eine andere geworden. Niemand erkennt den Toten, nur die greise Braut. Wie gut, daß Pankows Werk bereits nach drei Jahrzehnten aufersteht. Auch unsere Welt wurde verwandelt, doch wir sind alle am Leben. Und erkennen einander, so jung wie reif.
Andre Herzberg schreibt:
Aufruhr in den Augen reloaded nach 30 Jahren neue Version des Albums von PANKOW 1987 lag schon Agonie über dem Land DDR. Da nützte auch das mit Pomp gefeierte Berlin-Jubiläum nichts mehr. Es verließen laufend und immer mehr Einwohner die Heimat, um im Westen Deutschlands glücklicher zu werden. Wir wollten unser nächstes Album aufnehmen, endlich in einem privaten Studio in Mecklenburg, weitab von den Redakteuren und sonstigen Musikbeamten unserer Plattenfirma. Zunächst musste aber doch über Inhaltliches diskutiert werden. Also fuhr ich zu Herrn ... nach hause. Als ich sagte, das Album solle "Aufruhr in den Augen" heißen, bekam er ein Flimmern: könnte es nicht auf "Power in den Augen" geändert werden? Ich fragte ihn zurück, ob das seine, oder die Meinung seines Chefs wäre. Die Antwort blieb er schuldig (weil er selber kurz danach einer von den Ausreisern war), so blieb es bei "Aufruhr...". Mit dem gleichnamigen Lied wollte ich einen Typ Mensch beschreiben, der sich nicht über Äußerlichkeiten definiert. "Gib mir´n Zeichen" hatte Jürgen ursprünglich für den Film "Eimal in der Woche schrein" geschrieben, mit einem Text über Pubertierende. Der Film war verboten worden, die Musik blieb übrig. Das in unserem Alter ewige Thema Liebe war mir wichtiger, also kam ich mit der Idee, die dann dem Lied diese Richtung verpasste. Aus der selben Schublade kam auch "Marilyn". Jürgen und ich waren große Fans der Monroe, unser Alltag nach den Muggen sah prosaischer aus, Ingo und Rainer schrieben die wunderbare Musik dazu. "Wieder auf der Straße" ist auch so ein Lied, wo aber unser ewiges Unterwegs-Sein noch dazu kam. Das Lied "Einsam" ist eine Reflektion auf meine Armeezeit, wohl der dunkelste Abschnitt meines Lebens. Das später berühmte Lied "Langeweile" ist eine, mir nur zu gut bekannte Stimmung. Dass es nach Veröffentlichung eine solche politische Dimension bekam, war weder unseren müden Zensoren, noch uns selber so klar, darauf machte uns erst (negativ) ein hoher SED-Funktionär aufmerksam, der das Lied verbieten lassen wollte und nach der Wende unsere Fans, die das Lied besonders mochten und mögen. "Ich bin bei Dir" hatte ich geschrieben, weil ich zu dieser Zeit noch auf Veränderung der Verhältnisse hoffte und wollte, dass sich die Kritiker der DDR daran beteiligten, anstatt auszureisen, eine Illusion. Das Album ist für uns bis heute Maßstab für das, was wir sein wollen mit unserer Musik, mit all den Themen, den Riffs, der Härte und Zärtlichkeit. Wenn wir im Jahr 2017 das Album noch einmal in neuer Version herausbringen, dann, weil wir von der Qualität und der Zeitlosigkeit der Lieder überzeugt sind.
Covergestaltung/ Künstler: Detlef Schweiger
- 1.
CD 1
Aufruhr in den Augen
Einsam
Langweile
Straßenlärm
Marylin
Gib mir'n Zeichen
Ich bin ich
Der Ausreißer
Du kriegst mich nicht
Ich bin bei Dir
Wieder auf der Straße
- 2.
CD 2
Neuer Tag in Pankow
Ich mach 'ne Liste
Ich wart' heut Nacht
Stille
Es gibt keine besseren Zeiten
Die wundersame Geschichte von Gabi
Rock 'n' Roll im Stagtpark
Wetten, Du willst
Langeweile
Inge Pawelczyk
Komm, Karlineken, komm (wir woll'n zu PANKOW geh'n)